Entscheidung in der Europameisterschaft
Am 29. / 30.09. war es endlich soweit, nach 8 Jahren Pause fand wieder ein Autocross-Europameisterschaftslauf in Frankreich statt, gleichzeitig der letzte EM-Lauf in der Saison 2007. Austragungsort an diesem Wochenende war der kleine Ort Saint Igny de Vers in der Nähe von Lyon. Die Strecke
liegt dort in einer sehr schönen Landschaft und ist eine echte Bereicherung für die EM. In allen drei Klassen war die EM noch nicht entschieden, was viele spannende Rennen versprach.
Nach 4 Tagen regnerischen Wetter und einer sehr kalten Nacht strahlte am Samstagmorgen pünktlich zum freien Training die Sonne, so daß einem packenden Saisonfinale nichts mehr im Wege stand. Ein besonderer Service an diesem Wochenende war die Moderation der Veranstaltung in 3 Sprachen
(französisch, deutsch und englisch), worüber sich viele der internationalen Zuschauer freuten.
Bei den Tourenwagen hatten noch der Litauer Nerius Naujokaitis auf VW Golf und der russische Pilot Alexandr Kvashnin auf Renault Clio die Möglichkeit Europameister zu werden. Für beide Fahrer verliefen die Vorläufe aber alles andere als optimal. Kvashnin qualifizierte sich nur als Siebter für
das Finale, Naujokaitis kam sogar nur auf den neunten Startplatz. Besser unterwegs waren Tamás Kárai und Sergey Kvashnin mit jeweils zwei Siegen. Sie nahmen die beiden ersten Startplätze ein, Paulius Pleskovas auf Rang 3. Ladislav Brozek und Janis Bogdanovics folgten in Reihe 2.
Zu Beginn des Finales gleich ein Rennabruch wegen Fehlstart. Alexandr Kvashnins Fahrzeug hatte aber schon hier irreparable Schäden davongetragen, so daß er beim zweiten Start nicht mehr antreten konnte. Der Europameister stand nun mit
Naujokaitis schon fest. Sergey Kvashnin, Bruder von Alexandr, verzichtete daraufhin auf einen weiteren Start.
Der Restart: Gleich zu Beginn setzte sich Kárai an die Spitze, gefolgt von Bogdanovics, Naujokaitis, Egg, Glikas, Pleskovas und Hovorka. Doch die Führung für Kárai hielt, nach einem Dreher, nur eine halbe Runde. Naujokaitis blieb dabei an Kárai hängen und beide Piloten mußte das gesamte Feld
passieren lassen.
Bogdanovics nun in Führung, vor Egg, Pleskovas und Glikas. Kárai und Naujokaitis nun das Feld von hinten aufrollend, gewannen nun nach und nach wieder einige Positionen, begünstigt durch einen Dreher von Egg und dem Ausfall von Pleskovas. Insgesamt ein sehr zerfahrenes Rennen mit vielen
technischen Problemen, einzig Bogdanovics kann vorne ungestört einen größeren Abstand herausfahren. Er gewinnt am Ende unangefochten vor Naujokaitis. Glikas rettet langsam rollend Platz 3 ins Ziel vor Kárai, der am Ende noch Angriffe von Hovorka abwehren konnte. Die restlichen Piloten mit
einigen Runden Rückstand. Für Janis Bogdanovics der erste Sieg bei einem EM-Lauf, dementsprechend groß die Freude für ihn bei der anschließenden Siegerehrung.
In der Division 3A waren die beiden tschechischen Piloten Ladislav Hanák und Ondrej Musil die Anwärter auf den EM-Titel. Hanák, der in Maggiora unglücklich ausgefallen war und die EM Führung vor dem letzten Lauf abgeben mußte, war hochmotiviert und zeigte dies
schon in den Vorläufen. Zwei der Vorläufe konnte er gewinnen und mit der besten Laufzeit sicherte er sich die Pole Position im Finale vor Christian Freischlad vom MSC Siegbachtal und dem Schweizer Sepp Marty. In Reihe 2 Ondrej Musil, der im ersten Vorlauf nur Fünfter wurde, sich am Sonntag aber
nach den Plätzen 2 und 1 wieder nach vorne arbeiten konnte. John Lagodny, als Fünfter qualifiziert, konnte nach einem Getriebeschaden nach dem 2. Vorlauf nicht am Finale teilnehmen. Nosálek, Ziegler und Gerkens folgten in Reihe 3 vor Waldschmidt und Wöhler, die über das B-Finale den Sprung in das
A-Finale schafften.
Am Start setzt sich Hanák vor Musil an die Spitze, Marty folgt auf Platz 3, kann aber gleich nach der ersten Kurve auf Rang zwei nach vorne schieben. Musil nun Dritter vor Gerkens, Nosálek, Ziegler und Waldschmidt. Freischald und Wöhler fallen gleich in der ersten Runde aus. So geht es durch
die ersten Runden. Musil macht viel Druck auf Marty und in Runde 3 gelingt es ihm, wieder an ihm vorbeizugehen. Musil nun auf der Verfolgung von Hanák, muß aber schon kurz danach, nach einem Kontakt mit dem Erdwall, sein Fahrzeug abstellen. Ebenso Urs Ziegler, der nach einem Überschlag
aufgeben muß. Hanák nun mit größerem Vorsprung an der Spitze, läßt sich den Sieg nun nicht mehr nehmen und gewinnt neben dem Rennen auch seinen ersten EM-Titel. Zweiter wird Marty vor Gerkens, Nosálek und Waldschmidt.
In der Division 3 sollte der EM-Titel zwischen Petr Bartos und Bernd Stubbe entschieden werden. Die Strecke kam auf Grund einiger engerer Passagen, eher einem Auto mit Saugmotor entgegen, so daß dies leichte Vorteile für Stubbe bedeutete. Auch Autocrosslegende Jaroslav Hosek war vom Ford
Cosworth Turbo auf seinen 8 Zylinder Audi Motor mit 4000 ccm gewechselt, was sich später die richtige Entscheidung herausstellen sollte.
Bester nach den Vorläufen war einmal mehr Bernd Stubbe, der schon in den letzten Rennen in bestechender Form unterwegs war. Zwei Siege und ein zweiter Platz reichten für Startplatz 1 vor Duizendstra, Hosek, van Rosmalen und Buddelmeyer. Petr Bartos kam nach zwei zweiten Plätzen und einem
Ausfall im dritten Vorlauf, bei dem er sehr optimistisch in die erste Kurve fuhr und Teile von Wiely Albers Auto zerstörte, nur auf Rang 6 vor Kerka und Stetina. Der Franzose Grégory Vincent und Boris Vaculik komplettierten das Finale.
Bartos stand nun unter Zugwang. Bei einem Sieg von Stubbe mußte er unbedingt Zweiter werden um den EM-Titel zu behalten, aus Reihe 3 ein sehr schwieriges Unterfangen. Bei einem Ausfall von ihm und Stubbe, wäre er auf Grund der Regelung mit den Streichresultaten ebenfalls Europameister. Er wählte
die zweite Option und stellte sich in die dritte Reihe direkt hinter Stubbe.
Der Start: Bartos verursacht einen Fehlstart, allerdings so knapp, daß die Fahrer es nicht mitbekommen und voll weiterfahren. An der ersten Kurve dann der Crash. Alle bremsen normal, nur Bartos bleibt auf dem Gas und schießt Stubbe ab. Danach überschlagen sich die Ereignisse. Stubbe, natürlich
nicht gerade begeistert von der Situation, traktiert das Fahrzeug von Bartos in Kong-Fu Manier und bringt kurzzeitig einige Zuschauer gegen sich auf, die sich aber gleich wieder beruhigen. Als die anderen Fahrer wieder in die Startaufstellung fahren, versucht Stubbe sein Fahrzeug nocheinmal in
Gang zu bekommen und blockiert die Fahrbahn. Das Fahrzeug hatte nur einen kleineren Schaden am hinteren Teil des Rahmens abbekommen, so das ein 2. Start möglich schien. Nach einigen Diskussionen mit dem Rennleiter wird ihm eine zehnminütige Reperaturzeit eingeräumt, in der das Team nun versuchte
den Rahmen mittels Klebeband zu stabilisieren, was letztendlich unter dem Jubel der Zuschauer gelang.
Den zweiten Start gewinnt Duizendstra vor Stubbe, aber schon in der ersten Runde übernimmt Stubbe die Führung. Duizendstra nun Zweiter vor Hosek, Buddelmeyer, Stetina, Kerka und Vaculík. Gregory und van Rosmalen müssen in der ersten Kurve nach einer Kollision aufgeben. In Runde 3 dann der
Ausfall von Stubbe, dessen Auto nach dem Schaden am Rahmen nicht mehr so richtig lief und nun immer langsamer wurde. In Runde 5 lichtet sich das Feld weiter mit dem Ausfall von Buddelmeyer. Eine Runde später muß der in Führung liegende Duizendstra ebenfalls sein Fahrzeug mit technischen
Problemen abstellen. Hosek nun, kurz vor dem Ende Erster, läßt sich diese Chance nicht mehr entgehen und fährt diesen Sieg knapp vor Stetina nach Hause. Platz 3 für Kerka vor Vaculik.
Nach dem Rennen legte das Team von Bernd Stubbe Protest gegen Petr Bartos, wegen unsportlicher Fahrweise ein. Bartos wurde daraufhin auf Platz 18 zurückgestuft, was Stubbe aber im Kampf um den Titel nicht weiterhilft, da für beide Piloten dieses Ergebnis das Streichresultat bedeutet und Stubbe immer
noch zwei Punkte zurückliegt. Bartos wird nun vorläufig als Europmeister geführt, muß aber mit weiteren Konsequenzen rechnen, falls es zu einer Verhandlung vor dem Sportgericht kommt. Eine entgültige Entscheidung ist also noch nicht gefallen.
© MB, BS 21.10.2007
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Erster Sieg bei einem EM-Lauf für den Letten Janis Bogdanovics
Ladislav Hanák (CZ) setzt sich an die Spitze und gewinnt den EM-Titel
Stubbe und Bartos kurz nach dem Crash
Jaroslav Hosek (CZ) gewinnt das Finale
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